Da sich Ernähren und Ausscheiden unzertrennlich zusammen gehören, ist die Kommunikation über die Ausscheidung eigentlich so alt wie die Menschheit selbst. Noch heute tragen Millionen von Babys keine Windeln sondern werden von ihren Eltern zum Ausscheiden über einen Busch oder ein Töpfchen gehalten. Diese natürliche Säuglingspflege ging in den westlichen Ländern mit dem Einzug der Waschmaschine, welche das Waschen von Stoffwindeln erleichterte und später dann die Wegwerfwindeln fast gänzlich verloren.
Seit einigen Jahren ist das „moderne“ Windelfrei jedoch immer mehr verbreitet. Eltern wollen sich ganzheitlich um die Bedürfnisse ihrer Babys kümmern und diese nicht mehr weiter ignorieren.
Dies trägt wesentlich zum Wohlbefinden der Kinder und Schlussendlich der ganzen Familie bei.
1997 erschien ein erster Erziehungsratgeber („Ihr Baby kann‘s“ von Rita Messmer) welcher über die frühe Reinlichkeit der Säuglinge spricht. Später folgten dann weiter Bücher welche sich dem Thema Topffit oder Ausscheidungskommunikation annahmen. Unterdessen gibt es nun zahlreiche Literatur, Blogs und Internetseiten die über Windelfrei berichten, zum Teil theoretische Informationen oder auch praktische Tipps für den Alltag. Seit einigen Jahren gibt es auch ausgebildete Beraterinnen welche Eltern in ihren Fragen begleiten und viele Kurse anbieten oder es werden regionale Treffen organisiert. Auch auf Facebook und in den Foren können sich Eltern rund ums Thema informieren und vor allem persönliche Erfahrungen austauschen.
Windelfrei oder Topffit basiert auf der Beobachtung und dem Verständnis der natürlichen Signale eines Babys, um dessen Bedürfnisse nach Ausscheiden vorherzusehen und zu reagieren, anstatt Windeln zu verwenden. Hier sind einige Aspekte und der Ursprung dieser Praxis:
- Kulturelle Wurzeln: In vielen Kulturen, insbesondere in Asien, Afrika und Lateinamerika, ist die Praxis, auf Windeln zu verzichten, seit Jahrhunderten verbreitet. In diesen Kulturen lernen Eltern früh, auf die Signale ihrer Kinder zu achten, um den richtigen Zeitpunkt für das Ausscheiden zu bestimmen.
- Westliche Welt: Die Idee wurde in der westlichen Welt populärer durch Bücher und Methoden, die in den letzten Jahrzehnten veröffentlicht wurden. So praktizieren immer mehr Eltern wieder eine natürliche Säuglingspflege.
So funktioniert Windelfrei:
- Beobachtung: Eltern lernen, die Anzeichen zu erkennen, die darauf hinweisen, dass das Kind urinieren oder defäkieren muss. Dazu gehören Gesichtsausdrücke, Bewegungen oder Geräusche.
- Kommunikation: Ein zentraler Aspekt ist die Kommunikation zwischen Eltern und Kind. Oft wird ein bestimmtes Geräusch oder Wort verwendet, um das Kind darauf vorzubereiten, dass es gleich ausscheiden kann.
- Timing: Eltern halten das Kind über eine Toilette, einen Eimer oder auch draussen in die Natur ab zu bestimmten Zeiten an denen es am wahrscheinlichsten ist dass das Baby ausscheiden muss. Zum Beispiel nach dem Aufwachen.
Herausforderungen:
- Zeitaufwand: Diese Methode erfordert Aufmerksamkeit und Zeit von den Eltern.
- Kulturelle Akzeptanz: In Gesellschaften, wo Windeln die Norm sind, kann diese Praxis auf Widerstand oder Missverständnisse stossen.
- Flexibilität: Es erfordert eine Anpassungsfähigkeit, da es nicht immer möglich ist, die Bedürfnisse des Kindes sofort zu erfüllen, vor allem in der Öffentlichkeit.
Windelfrei ist nicht einfach eine Methode zur Vermeidung von Windeln, sondern ein ganzheitlicher Ansatz, der das Wohlbefinden des Babys verbessert und die Förderung einer engeren Beziehung zwischen Eltern und Kind abzielt.
Rita Messmer - Schweiz Ist die Urheberin und Begründerin des modernen Windelfrei, welches in der Schweiz seinen Ursprung nahm: 1997 erscheint ihr erstes Buch: „Ihr Baby kann’s! Selbstbewusstsein und Selbständigkeit von Kindern fördern“ im Kreuz-Verlag (Stuttgart – Zürich D/CH). Sie spricht darin von der frühen Reinlichkeit. Sie zeigt, dass diese einer sensiblen Phase untersteht, die bereits mit dem ersten Lebenstag offen ist, sich aber gegen Ende des dritten Lebensmonates schliesst. Sie spricht erstmals davon, dass Babys Signale zum Ausscheiden geben und dass man auf diese achten soll. Jedes Baby ist in der Lage, vom ersten Lebenstag an, seine Ausscheidungen an einen dafür vorgesehenen Platz zu machen. 2004 erscheint „Ihr Baby kann’s!“ im Beltz-Verlag (Weinheim – Basel D/CH) www.rita-messmer.ch Infos und Videos zu windelfrei |
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Laurie Boucke - USA 2000 erscheint ihr Buch im Eigenverlag White Boucke (Colorado USA)„Infant Potty Training - A gentle and primeval method adapted to modern living“ . Interessant ist, dass sowohl Laurie Boucke wie auch Rita Messmer unabhängig voneinander die gleichen Schlussfolgerungen ziehen: Dass die frühe Reinlichkeit von Babys einer sensiblen Phase untersteht. 2004 erscheint die Übersetzung von Julia Dibbern „TopfFit! Der natürliche Weg mit oder ohne Windeln“ im Anahita Verlag (Königslutter D). |
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Ingrid Bauer - Kanada 2001 erscheint ihr Buch: „The Gentle Wisdom of Natural Infant Hygiene“ im Verlag Natural Wisdom Press (Saltspring Island Canada). 2004 erscheint im Kösel-Verlag (München D) die Übersetzung: „Es geht auch ohne Windeln!“ |
Lini Lindmayer – Österreich 2009 erscheint ihr Buch: „Windelfrei? So geht’s!: Natürliche Säuglingspflege - Begleiter der frühkindlichen Entwicklung durch Kommunikation und Körperkontakt“ im Tologo-Verlag (Leipzig D)
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